Seit gut 16 Jahren bin ich hauptberuflich selbstständig und seit dem arbeite ich in dem Konstrukt, was man hierzulande als HomeOffice bezeichnet.
Da seit dem letzten Freitag bundesweit die Schulen und die KiTas geschlossen wurden, haben sehr viele Menschen entweder zwangsweise oder freiwillig HomeOffice.
Diese Gelegenheit haben einige Merketing-Leute genutzt, um mal schnell HomeOffice-Tipps zu veröffentlichen, die häufig sehr wenig mit der Realität zu tun haben. Der Sinn dieser Artikel weniger darin um dir konkret zu helfen, sondern die Aufmerksamkeit auszunutzen.
Meditation, Workout, Smoothie… wtf!
Vielfach beginnen diese realitätsfremden Tipps damit, dass man noch weit vor 6 Uhr morgens aufsteht, um zuerst einmal zu meditieren, dann einen Workout zu absolvieren und anschließend noch einen Smoothie zu sich zu nehmen.
OK, es gibt tatsächlich Leute die gegen 5 Uhr morgens aufstehen, damit Sie Zeit haben zu meditieren, Sport zu machen, Tagebucheintrag zu verfassen und sich einen Smoothie zu machen.
Aber schon in unaufgeregten Zeiten war so etwas für die meisten nicht zu bewerkstelligen. In der jetzigen Ausnahmesituation, wo die Kinder den ganzen Tag zu Hause sind, um man noch sie zu Hause selber unterrichten muss, gehören solche Tipps in das Reich von Fantasy-Literatur.
Lass dich von solchen Tipps nicht unter Druck setzen. Lege dir die Routine zu, die dir passt und sich in deinen Alltag integrieren lässt. Vor allem orientiere dich auch nach deinem Biorhythmus.
Jogginghose ist deine persönliche Entscheidung
Ebenfalls zu lesen ist in solchen und ähnlichen „Ratgebern“, dass man auf eine Jogginghose verzichten soll. Als „Argument“ um die Aussage zu bekräftigen wird dann das unsägliche Zitat von Karl Lagerfeld bemüht:
Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren
Hierbei muss man zwei Sachen wissen. Zum einen gibt es eine Jogginhosen-Kollektion aus dem Hause Karl Lagerfeld. Zum anderen war es nämlich so, dass eine gemütliche Jogginhose ihn nicht so gut beim Abnehmen unterstützt hat:
Ich trage enge Anzüge, damit ich nicht zunehmen kann. Mein einziger Ehrgeiz ist es, weiterhin bei Dior Größe 48/46 tragen zu können.
Daher sollte man immer Zitate hinterfragen und den Kontext, in dem sie gesetzt wurden beachten. Und die Berühmtheit einer Person ist keine Qualifikation. Auch Mussolini und Charles Manson sind bzw. waren populär. Würdest du dir von denen auch HomeOffice-Tipps geben lassen? 😉
Darum zieh einfach das an, was dir am besten zusagt. Wenn du dich in der Jogginghose wohlfühlst, dann ziehe sie an. Von mir aus kannst du auch einen Blaumann tragen… das hängt von dir ab. Lass dir da von keinem selbsternannten Experten hereinreden.
Nimm den Druck aus dem Kessel
HomeOffice ist eine neue Erfahrung für dich? Hinzu kommen noch die Sorgen bezüglich der jetzigen Situation, die durch das Coronavirus entstanden sind? Und warum erwartest du dann, dass es mit dem HomeOffice auf Anhieb und von der ersten Minuten an perfekt klappt?
Es wird eine Zeit dauern, bis du die für dich bester Vorgehensweise findest. Es sind deine eigenen Erfahrungswerte, die dich weiter bringen. Irgendwelche Pauschaltipps können dir höchsten als Inspiration dienen. Lasse dich allerdings von denen und irgendwelchen Hochglanzbildern auf Instagram nicht unnötig unter Druck setzen.
Arbeite mit den Möglichkeiten, die dir zur Verfügung stehen. Hast du einen separaten Raum? Fein. Falls nicht suche dir die passende Ecke für dich aus.
Ein ergonomischer Bürostuhl ist eine sehr geile Sache, aber wenn du ihn aktuell nicht hast, dann nimmst du den gemütlichsten Stuhl, den du hast.
Genau so verfährst du auch mit der Computer-Ausrüstung. Was da ist benutzt du. Es ist nicht immer perfekt, aber manchmal muss man improvisieren.
Nach und nach, wenn die Zeit und deine Finanzen es erlauben, wirst du dir den passenden Tisch, den richtigen Stuhl und qualitativ hochwertige Tastatur, Monitor und Maus zulegen. Das sind Sachen, wo du nicht am falschen Ende sparen sollst, da sie nicht nur deine Arbeitsqualität beeinflussen, sondern auch deine Gesundheit.
In dem Sinne: lass dich nicht kirre machen und bleib gesund! Und das gilt für Körper, Seele und den Geist.
Ich selber bin mit dem Begriff HomeOffice nicht zufrieden, weil es zwar englisch klingt, aber in der englischen Sprache nicht vorhanden ist. Auf der anderen Seite ist der Begriff Heimarbeit negativ behaftet und von zu Hause arbeiten ist etwas zu sperrig. Wie dem auch sei, dieser Begriff scheint sich in Deutschland durchsetzen und daher habe ich ihn in diesem Artikel auch verwendet.
Für die Bilder Nr. 2 und 3 gilt: Image(s) licensed by Ingram Image/adpic.
Denke auch da muss jeder für sich seine „Routine“ finden. Ich steh zum Beispiel noch früher als 5 auf, genauer gesagt um 4. Ich brauch einfach diese Ruhe morgens, alles schläft noch, da bin ich am produktivsten und auch mein Workout läuft da wie von allein. Nachmittags hab ich oft keine Lust mehr auf Sport.